LINDA & LUKAS VOGEL 





Kaum einem klassischen Instrument haften nach wie vor so viele Klischees an wie der Harfe: Sinnlich, harmonisch, fragil, ja ätherisch soll sie klingen, dieses Instrument der Götter. Im Orchester bleiben ihr dann häufig nur die ganz leisen, die nachdenklichen Passagen, um zu glänzen – im Tutti dominieren andere. Dass der Harfe auch ganz andere Sounds und damit musikalische Emotionen entlockt werden können, zeigte die Schweizer Musikerin Linda Vogel bereits mit ihrem 2019 erschienenen Debütalbum „Maps to Others“, auf dem sie das Instrument mit Hilfe von Effektgeräten und computergesteuerten Hämmern in experimentellen Popsongs mal nach Gitarre, mal nach Synthesizer klingen ließ.

Zusammen mit ihrem Bruder Lukas Vogel, einem Teil des international erfolgreichen Klavier-Electronica-Duos Grandbrothers, geht es nun deutlich wuchtiger, dunkler, industrieller zu. Zwischen zerstückelten Beats, verzerrten geigenartigen Klängen und schneidend-metallischen Spektren blitzen die typischen Harfen-Arpeggien nur noch kurz hervor, um gleich wieder verfremdet zu werden und im flirrend-elektronischen Gesamtsound des Duos aufzugehen. Lukas Vogel bedient Synthesizer, Effekte und kann gleichzeitig über eine Apparatur die Saiten der Harfe elektromagnetisch in Schwingung versetzen. Elektronisches und Akustisches, Maschinelles und Organisches, Saiten und Oszillatoren verschmelzen hier unwiderruflich – immer getragen durch ein drittes Instrument, das die Songs durchzieht: Linda Vogels Stimme, dunkel, repetitiv, hypnotisch.






  ︎

© Linda Vogel, 2024